Call for Papers

/ Juli 9, 2013

Frühneuzeitliche Bildungssysteme im interkonfessionellen Vergleich. Inhalte – Infrastrukturen – Netzwerke

Veranstalter: Dr. Christine Freytag, Institut für Bildung und Kultur, FSU Jena; Prof. Dr. Markus Friedrich, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg; Dr. Sascha Salatowsky, Forschungsbibliothek Gotha

Datum, Ort:   08.10.2014-10.10.2014, Gotha, Schloss Friedenstein, Konferenzzimmer

Deadline:       15.10.2013

Die Erforschung der frühneuzeitlichen Bildungsgeschichte hat in den letzten Jahren ein neues Profil gewonnen. Dabei verlagerte sich der Schwerpunkt der Forschung von der Pädagogik in die Geschichtswissenschaften mit einer entsprechenden Veränderung des Blickwinkels. Standen ehedem Erziehungs- und Bildungskonzepte im Mittelpunkt des Interesses, so rücken nun auch die sozialen und politischen sowie epistemischen Kontexte der Erziehungs-, Bildungs- und Schulgeschichte verstärkt in den Blick. Insbesondere der Zusammenhang zwischen Schulgeschichte und Konfessionsbildung wurde verstärkt thematisiert (Castan 1999; Schilling/Ehrenpreis 2007). Neu ist auch der Versuch, die verschiedenen Schultypen von der Elementarschule über die Lateinschule bis hin zum Gymnasium und den Höheren Schulen detaillierter als bisher zu erforschen und dabei die obrigkeitlichen Bedingungen von guter Bildung herauszuarbeiten (Tütken 1997, Ehrenpreis 2007, Töpfer 2012). Ziel weiterführender Studien zur frühneuzeitlichen Bildungs- bzw. Schulgeschichte muss es sein, neben der normativen Ebene stets auch die tatsächliche Situation im Erziehungs- und Schulwesen in den Blick zu bekommen. An diesem Punkt will die Tagung „Frühneuzeitliche Bildungssysteme im interkonfessionellen Vergleich“ neu ansetzen. Geplant ist ein auf Mitteleuropa fokussierter Vergleich insbesondere der lutherischen, reformierten und katholischen Bildungssysteme der Frühen Neuzeit, um die strukturellen, methodischen und inhaltlichen Übereinstimmungen und Unterschiede stärker als bisher herauszuarbeiten. Denn die Frage, ob das Bildungswesen im frühneuzeitlichen Europa über die unmittelbar religiösen Differenzen hinaus klar aufzeigbare konfessionelle Eigentümlichkeiten aufwies, lässt sich bisher nicht eindeutig beantworten. Dieser Frage möchte die Tagung durch vergleichend angelegte Vorträge nachgehen. Die Einbeziehung heterodoxer Bewegungen ist in diesem Zusammenhang ausdrücklich erwünscht. Ein Beispiel hierfür wären die Sozinianer bzw. Unitarier, die in Raków bzw. Klausenburg jeweils eigene Gymnasien unterhielten. Gerade die Untersuchung heterodoxer Bewegungen kann bei der Beantwortung nach den konfessionellen Bedingungen von Bildung und Erziehung hilfreich sein. Erwünscht sind insbesondere Vorträge, die neben der inhaltlichen Untersuchung von Lehrplänen und Bildungskonzepten auch die ‚infrastrukturellen‘ Rahmenbedingungen der behandelten Schulen betrachten. Umgekehrt soll die Bedeutung von einzelnen Schulen oder ganzen Schulsystemen für die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit thematisiert werden. Fragen nach der institutionellen Einbettung von Schulen in Herrschaftsapparate, sozialgeschichtliche Vergleichsperspektiven, Untersuchungen zu unterschiedlichen bzw. ähnlichen politischen oder gesellschaftlichen Zielvorgaben für Bildungsinstitutionen, Vorträge zur Vernetzung einzelner Institutionen in der Gelehrtenrepublik und ähnliche Fragen können eine besondere Berücksichtigung finden.

Da die Erforschung des frühneuzeitlichen Schulwesens von einer disparaten Quellenlage geprägt ist, kann die Erschließung neuer Materialien zu bisher unbekannten bzw. nicht untersuchten Einrichtungen ebenfalls ein Schwerpunkt einzelner Vorträge sein. Erwünscht sind nicht zuletzt Vortragsprojekte, die neues Material zu bisher übersehenen Einrichtungen erschließen können. Der zeitliche Fokus der geplanten interdisziplinären Tagung liegt auf dem 16. und 17. Jahrhundert. Damit gerät die Zeit nach der Konsolidierung der Reformation in den Blick, in der zugleich der Jesuitenorden seine Tätigkeit an zahlreichen Gymnasien und Höheren Schulen begann. Pietismus und Frühaufklärung stehen ausdrücklich nicht mehr im Blickfeld der Tagung. Damit ergeben sich u.a. folgende thematische Schwerpunkte, die möglichst in konfessionell vergleichender Perspektive diskutiert werden sollten:

– Erziehungs-, bildungs- und schulgeschichtliche Entwicklungen und Brüche
– Gesellschaftlich-kulturelle Rahmenbedingungen und Funktionsbestimmungen von Bildung
– Kommunikationsgeschichtliche Veränderungen bzw. Einbettungen einzelner Institutionen
– Verflechtung von Religion, Bildung und Erziehung im Kontext von Bildungsinstitutionen
– Pädagogische Konzepte und ihre sozio-kulturellen Kontexte
– Schulen als Träger und Vermittler von Kultur (Theater, Musik, Dichtung, Sammlungen etc.)
– Lehrprogramme und Schulordnungen
– Schulbücher und Unterrichtsinhalte
– Schulreformen und ihre konfessionelle Ausrichtung
– Schulen als Infrastruktur frühneuzeitlicher Wissenskulturen

Wir laden (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in unterschiedlichen Disziplinen mit der Erforschung der Erziehungs-, Bildungs- und Schulgeschichte der Frühen Neuzeit beschäftigen, herzlich ein, einen Beitrag zur Tagung zu leisten. Eine Übernahme der Reise- und Unterkunftskosten von unserer Seite ist beabsichtigt. Bitte schicken Sie Ihr Vortragsangebot mit vorläufigem Arbeitstitel und Abstract (max. 2000 Zeichen) bis zum 15. Oktober 2013 an die genannte Kontaktadresse.

Kontakt:

Dr. Sascha Salatowsky
Universität Erfurt
Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
Forschungsbibliothek Gotha
Schloss Friedenstein
99867 Gotha
Tel. +49 (0)361-737 5562
Fax +49 (0)361-737 5539
Email: sascha.salatowsky@uni-erfurt.de
URL:    http://www.uni-erfurt.de/studienstaette-protestantismus/

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