Christian IV. von Dänemark als Vermittler im Dreißigjährigen Krieg

/ Juni 5, 2015

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Brief Christians IV. von Dänemark an Bernhard von Sachsen-Weimar, Glücksburg 1./12.12.1638, FB Gotha Chart A 721, Bl. 67r–68r. © Universität Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha. Zum Link für das Digitalisat hier klicken.

Zu den vielen Friedensbemühungen während des Dreißigjährigen Krieges gehörten auch die Vermittlungsversuche König Christians IV. von Dänemark (1577–1648). In der Rolle des Vermittlers adressierte Christian diesen Brief an Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar (1604–1639). Das Schreiben ist auf Deutsch verfasst, wie es oft im 17. Jahrhundert bei Korrespondenzen zwischen Skandinaviern und Fürsten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation der Fall war. Bernhard von Sachsen-Weimar, der Bruder Ernst I. des Frommen, hatte es schon 1622 in den Krieg verschlagen. Nachdem er unter dänischer und schwedischer Flagge gekämpft hatte, kam der Herzog von Sachsen-Weimar 1635 in die Dienste König Ludwigs XIII. von Frankreich (1601–1643). Der Höhepunkt von Bernhards militärischer Karriere stellte die Einnahme der wichtigen Reichsfestung Breisach an der elsässischen Grenze am 17. November 1638 dar.
Hatte der König von Dänemark in den 1620er-Jahren ziemlich erfolglos mit seinen Truppen in das Kriegsgeschehen eingegriffen, so verhielt er sich ab der Mitte des folgenden Jahrzehnts neutral. Seit 1637 bemühte sich Christian, zwischen den Kriegsgegnern zu schlichten, vor allem um auf diplomatischem Wege eine schwedische Vormachtstellung in Ostsee und Norddeutschland zu verhindern. Tatsächlich wurde 1641/42 dem dänischen König von allen Seiten offiziell die prestigeträchtige Vermittlerrolle auf dem zukünftigen Westfälischen Friedenskongress in Münster und Osnabrück zugestanden.Ganz im Sinne der Friedensvermittlung richtete sich Christian in einem Brief am 12. Dezember 1638 an Bernhard, der sich nach der Eroberung Breisachs auf dem Höhepunkt seiner Macht befand. In diesem Schreiben offenbaren sich zwei große Streitpunkte der Vorbereitungen eines zukünftigen Friedenskongresses: 1. die Anzahl der Kongressteilnehmer und 2. die damit verbundene vielschichtige Diskussion um die völkerrechtliche Stellung der Mächte, die durch Zeremoniell und Symbolik ausgedrückt wurde. Schon ein Friedenskongress in Köln scheiterte zur Zeit des Briefes an der Frage, ob Delegationen der Reichsstände erscheinen durften. Dies hätte den Anspruch des Kaisers und seiner Gesandten, das gesamte Reich zu vertreten, erheblich vermindert.
Der Brief Christians offenbarte das Nachgeben Kaiser Ferdinands III. (1608–1657) im Streit um die Einladungen zu einem Friedenskongress. Bernhard wurde dabei zusammen mit Amalie Elisabeth (1602–1651), der Landgräfin von Hessen-Kassel, ein Sonderstatus gewährt. Nur die beiden erhielten jeweils einen einzelnen „Gleidtsbrief“ für einen Kongress, während sich andere Reichsstände mit zwei allgemeinen Pässen begnügen mussten, einen für die Verbündeten Frankreichs und einen anderen für die Alliierten Schwedens.
Weiter sicherte der dänische König dem Ernestiner im Schreiben schlichtend zu, dass Bernhard bzw. seine Gesandten zukünftig mit dem Adjektiv „Illustrissimi“ – vornehmst angesprochen werden sollten, auch wenn es im Gleidtsbrief „nicht außdrücklich gesezet“ sei. Hier kommt der zweite Konfliktpunkt im Vorfeld konkreter Friedensverhandlungen zum Tragen. Sollte Bernhard dieses Adjektiv bei der Anrede zugesprochen werden, so erhöhte dies seine Position gegenüber den anderen Fürsten des Reiches. Aktiv konnte Bernhard an keinem Kongress mehr teilnehmen.
Am 18. Juli 1639 starb er nach kurzer Krankheit. Der Westfälische Friedenskongress in Münster und Osnabrück begann erst vier Jahre später. Dass während des Dreißigjährigen Krieges die religiösen Fronten in der militärischen Realpolitik nur eine untergeordnete Rolle spielten, zeigt Bernhards Loyalität zum katholischen König von Frankreich. Auch musste Christian von Dänemark 1644 seine Vermittlerrolle aufgeben, nachdem ein Heer der ebenso wie er lutherischen Schweden in Dänemark eingefallen war und den König aus seiner neutralen Position herausgedrängt hatte.
(Text: Markus Laufs)

Literatur

Anja Victorine Hartmann: Von Regensburg nach Hamburg. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem französischen König und dem Kaiser vom Regensburger Vertrag (13. Oktober 1630) bis zum Hamburger Präliminarfrieden (25. Dezember 1641). Münster 1998.
Ariane Jendre: Diplomatie und Feldherrnkunst im Dreißigjährigen Krieg. Herzog Bernhard von Weimar im Spannungsfeld der französischen Reichspolitik 1633–1639. Berlin 1998.
Christoph Kampmann: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts. Stuttgart 2008.
Paul Douglas Lockhart: Denmark in the Thirty Years’ War, 1618–1648. King Christian IV and the decline of the Oldenburg state. London 1996.
Klauspeter Reumann: Kirchenregiment und Großmachtpolitik. Das Eingreifen Christians IV. als Herzog von Holstein und König von Dänemark in den Dreißigjährigen Krieg. In: Bernd Hey (Hrsg.): Der Westfälische Frieden 1648 und der deutsche Protestantismus. Bielefeld 1998, S. 41–63.

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