„Bücher bewegen – 375 Jahre Forschungsbibliothek Gotha“ – ein Bericht von der Ausstellungseröffnung am 9. April 2022 im historischen Bibliothekssaal

/ April 12, 2022

Am 8. August 1647 legte Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (1601–1675) den Grundstein für die Herzogliche Bibliothek Gotha. Er instruierte seinen Kammerdiener, Bibliothekar und Baumeister Andreas Rudolff, eine wertvolle Sammlung von Büchern, Kupferstichen und Gemälden des Schweinfurter Juristen Anton Rüffer nach Gotha zu transportieren. In den 375 Jahren seit diesem denkwürdigen Auftrag entwickelte sich die Bibliothek dank der Sammelleidenschaft der ernestini-schen Herzöge, der am Hof wirkenden Gelehrten sowie ihrer Bibliothekare und Direktor*innen zu einem der bedeutendsten Wissensarchive nicht nur in Thüringen, sondern in der Bundesrepublik Deutschland. Am vergangenen Samstag wurde die für die Feier dieses großen Jubiläums von der Direktorin Dr. Kathrin Paasch kuratierte Ausstellung „Bücher bewegen – 375 Jahre Forschungsbibliothek Gotha“ eröffnet – pandemiebedingt in kleinerem Rahmen, jedoch wohltuender Weise mit einer Eröffnungsfeier vor Ort im historischen Bibliothekssaal der Forschungsbibliothek und gerahmt von swingender Musik, die die Weimarer Musiker Matthias Eichhorn (Kontrabass) und Berndt Klinke (Saxophon) versiert improvisierten.

Kuratorin Dr. Kathrin Paasch und Ministerpräsident Bodo Ramelow ©TSK

Die Repräsentant*innen aus Hochschule, Politik, Gesellschaft und Forschungsbibliothek würdigten in ihren Grußworten die historischen Sammlungen und das bedeutende kulturelle Erbe in der Bibliothek und in den musealen Sammlungen auf Schloss Friedenstein mit ihrer weltweiten Strahlkraft. Grußworte und Glückwünsche für die Ausstellung sprachen Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Erfurt, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Knut Kreuch, Oberbürgermeister der Residenzstadt Gotha sowie Dr. Miriam Rieger, Vorstandsvorsitzende des Freundeskreises der Forschungsbibliothek e.V. Dr. Kathrin Paasch führte in die Ausstellung ein.

Weitsichtige Generationen von Bibliothekaren und Politikern ermöglichten Kranemann zufolge die Bibliothek auf Schloss Friedenstein und zeigten, wozu der menschliche Geist im guten Sinne fähig sei. Dass das mitten im 30jährigen Krieg erbaute Schloss Friedenstein mit dem über dem Nordportal angebrachten Motto „Friede ernehret, Unfriede verzehret“ derzeit eine besondere Appellfunktion hat, betonte Bodo Ramelow.

Alle Redner*innen betonten die positive Entwicklung der Forschungsbibliothek in den letzten Jahren hin zu einem wichtigen, international bekannten Forschungsstandort in Thüringen und in der Bundesrepublik, dessen historische Bestände noch vor Ort aufbewahrt werden. Die Bewältigung großer Aufgaben steht bevor die Sanierung des Ostturms, der Neubau eines Magazins und die Überlegungen zur Überführung von Bibliothek und musealen Sammlungen auf Schloss Friedenstein in eine neue Bundesstiftung – um nur die größten Herausforderungen zu benennen. Knut Kreuch schlug vor, der Forschungsbibliothek als einer für den Standort Gotha bemerkenswerten Forschungseinrichtung einen prägnanten Namen zu geben. Einen attraktiven Lesesaal einzurichten, um zahlreichen Benutzer*innen aus dem In- und Ausland einen angenehmen Forschungsaufenthalt in der Bibliothek zu ermöglichen, regte Dr. Miriam Rieger vom Freundeskreis der Bibliothek an. Der Freundeskreis unterstützt die Bibliothek seit 2006 und schlägt eine wichtige Brücke zwischen den Bürger*innen der Stadt Gotha und der Forschung in Gotha.

Kathrin Paasch führte in die Ausstellung ein und erläuterte die historischen und aktuellen Hintergründe für den Ausstellungstitel „Bücher bewegen“. Sie dankte den Mitarbeiter*innen der Forschungsbibliothek, der Ausstellungsgestalterin Beate Aé-Karguth, den Leihgebern und Anwesenden, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, herzlich. Die Ausstellung entstand in bewegten Zeiten mit zahlreichen Herausforderungen. An den Prozessen zur institutionellen Neuaufstellung auf Schloss Friedenstein, der Sanierung des Schlosses und der notwendigen Schaffung eines Ergänzungsneubaus für die Bibliothek möchte, so Kathrin Paasch, die Forschungsbibliothek Gotha nicht nur mitwirken, sondern sie mitgestalten.

Im Anschluss an die Grußworte konnten die Anwesenden bei einem Umtrunk auf die Ausstellung anstoßen. Die 70 originalen Ausstellungsobjekte und die digitalen Objekte fanden viel Beachtung. Besonders angeregt diskutiert wurde über die Ergebnisse eines studentischen Projekts zur Errichtung eines Ergänzungsneubaus im Gothaer Schlossareal und in der Stadt Gotha, das Teil der Ausstellung „Bücher bewegen. 375 Jahre Forschungsbibliothek Gotha“ ist.

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