Das spätmittelalterliche Antlitz Jerusalems
„Visuelle Wahrnehmungen des Stadtbildes von Jerusalem im Spätmittelalter“ ist der Titel eines Vortrags, zu dem die Forschungsbibliothek und das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt anlässlich der 4. „Gothaer Kartenwochen“ am Dienstag, 27. August, in den Spiegelsaal der Forschungsbibliothek einladen. Referent ist Mordechay Lewy aus Bonn. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Die visuelle Wahrnehmung des Stadtbildes von Jerusalem im Spätmittelalter ist sowohl für die Kunstgeschichte wie auch für die historische Geografie bzw. Kartografie und die Religionsgeschichte von hohem Interesse. Die herkömmliche Begriffspaarung realistisch –virtuell ist jedoch nicht ausreichend als Erklärungsmodell für die Entwicklung des Stadtbildes. Mordechay Lewy wird Klassifizierungen der spätmittelalterlichen Jerusalemdarstellungen vornehmen und dabei jene drei Hauptgruppen vorstellen, die über das Mittelalter hinaus das Stadtbild Jerusalems mitbestimmten: die emblematische Signatur Jerusalems durch Zitate seiner Baudenkmäler, die Schule von Nürnberg und die Schule von Erhard Reuwich. Ferner werden Sonderentwicklungen bei den niederländischen Altmeistern Jan van Scorel und Pieter Coecke van Aelst skizziert. Vor diesem Hintergrund wird Lewy die Gothaer Pilgertafel, die an die Pilgerfahrt Kurfürst Friedrichs des Weisen von Sachsen 1493 erinnert (heute Stiftung Schloss Friedenstein), und die Jerusalemdarstellung im Reisebuch des Konstanzer Patriziers Konrad Grünemberg, der 1486 eine Wallfahrt zum Heiligen Grab unternahm (heute Forschungsbibliothek Gotha), in die Entwicklung des Jerusalembildes einordnen.
Mordechay Lewy war über 37 Jahre im diplomatischen Dienst Israels tätig. Er wirkte u.a. als Botschafter in Thailand, als erster Generalkonsul Israels in Berlin nach der Wiedervereinigung Deutschlands und zuletzt als Botschafter Israels am Heiligen Stuhl. Derzeit arbeitet er an einer Dissertation über eschatologische Spuren in mittelalterlichen Weltkarten.