Online-Vortrag zu frühen arabischen Bibeln
Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt lädt alle Interessierten sehr herzlich zum nächsten Online-Vortrag „Die Bibel auf Arabisch? Ein Blick in frühe Handschriften“ von Prof. Dr. Ronny Vollandt (München) in der Reihe „Gotha Manuscript Talks“ ein. Die Veranstaltung findet am 24. März 2020, 17 Uhr, statt.
Im Vortrag wird Ronny Vollandt den Stand der Forschung zu arabischen Versionen der Bibel darstellen, von denen es schätzungsweise etwa zehntausend Manuskripte gibt. Dieses Korpus umfasst Übersetzungen der hebräischen Bibel bzw. des Alten Testaments, aber auch des Neuen Testaments. Eine beachtliche Zahl geht auf deuterokanonische Bücher zurück. Einige dieser Manuskripte haben die Zeiten als intakte Kodizes überdauert. Ein nicht unbedeutender Teil hat sich jedoch nur fragmentarisch überliefert oder in Form von Objekten, die wiederverwendet wurden. Sie finden sich in öffentlichen oder kirchlichen Sammlungen weltweit. Hergestellt wurden die Bibelmanuskripte vom 9. bis zum 20. Jahrhundert. Einige arabische Versionen sind jüdischer Herkunft, andere sind christlichen oder samaritanischen Ursprungs. Jede religiöse Gruppe schuf und bewahrte einen eigenständigen Korpus von Bibelübersetzungen ins Arabische, basierend auf verschiedenen Quellentexten (dem masoretischen Text, aber auch griechischen, syrischen, koptischen und lateinischen Versionen).
Ronny Vollandt erörtert den Sachstand zu den Ursprüngen von Bibelversionen auf Arabisch, zu den verschiedenen Texttypen, Vorlagen und Übersetzungsstrategien, zur geographischen und konfessionellen Verteilung, wie auch zur Art der Produktion, Verbreitung und Rezeption. Hierbei wird der Versuch unternommen, die unterschiedlichen Tendenzen in einem dynamischen Wissenschaftsfeld zusammenzuführen, das seit dem Jahrtausendwechsel bedeutende Impulse erhalten hat und in dem ein Großteil der jüngeren Forschung auf kaum untersuchten Primärtexten beruht.
Ronny Vollandt ist Professor für Judaistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und gegenwärtig der erste Vorsitzende des Verbands der Judaisten in Deutschland e.V. Er lehrt rabbinisches Judentum und die Geistesgeschichte der Juden in der islamischen Welt. Er forscht zu arabischen Versionen der Bibel, judäo-arabischer Literatur und zum jüdischen kulturellen Erbe, insbesondere von Handschriften, im Nahen Osten.
Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt die drittgrößte Sammlung orientalischer Handschriften in Deutschland. Diese etwa 3.400 Handschriften, die überwiegend um 1800 in die Bibliothek gelangten, sind relevant für alle Wissenschaftsfelder und werfen ein Licht auf die unterschiedlichsten Aspekte von Manuskriptkulturen. Mit der Einladung renommierter Forscher*innen zu den Gotha Manuscript Talks möchte die Forschungsbibliothek Gotha ausgehend vom Material in einer Webinar-Reihe Impulse für einen verstärkten Austausch zu Manuskriptkulturen über Fachgrenzen hinweg geben und Forscher*innen und Interessierte miteinander ins Gespräch über orientalische Handschriften bringen. Es moderiert Dr. Feras Krimsti, der die Sammlung orientalischer Handschriften der Bibliothek betreut.
Der Zutritt zur kostenlosen Veranstaltung erfolgt über diesen Link: https://uni-erfurt.webex.com/meet/veranstaltungen.fb.
Kontakt:
Dr. Feras Krimsti
Wissenschaftlicher Referent orientalische Handschriftensammlung
Tel. +49 (0)361 737 5566
E-Mail: feras.krimsti@uni-erfurt.de