„Die Lieben des Kartographen“ – Vortrag im Rahmen der 4. Gothaer Kartenwochen
„Die Lieben des Kartografen. Geografie und Kartografie als Medien der Selbstvergewisserung im globalen Zeitalter (1800–1914)“ ist der Titel eines Vortrages, zu dem die Forschungsbibliothek und das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt anlässlich der 4. „Gothaer Kartenwochen“ am Dienstag, 3. September, in den Spiegelsaal der Forschungsbibliothek einladen. Beginn ist um 18.15 Uhr, Referentin ist Prof. Dr. Iris Schröder von der Universität Erfurt. Der Eintritt ist frei.
Die Liebe, die Lieben des Kartografen sind wissenschaftlich. Sie betreffen Präzision und Genauigkeit und bedürfen wissenschaftlicher Praktiken wie Sammeln, Vergleichen, Prüfen, Projizieren, Darstellen. Die Liebe des Kartografen ist ebenso eine Liebe zur Ästhetik, bei der es um die farbliche Gestaltung und um die visuelle Sprache geht, mit denen Karten und Kartografen ihr Publikum anzusprechen versuchen. Lieben sind wandlungsfähig und so entfalten sich die Interessen und Praktiken der Kartografen immer auch in Abhängigkeit zeithistorischer Konstellationen. Im 19. Jahrhundert geht es um die Liebe der Kartografen zu den Signaturen der Moderne: zum Fortschritt, zu fortschreitender Welterkenntnis, zum Wandel der Welt unter dem Einfluss des europäischen kolonialen Projekts. Es führte zur Aneignung weiter Teile der Erde als „Kolonialbesitz“, der im Kartenbild immer wieder veranschaulicht werden sollte. Insofern betrifft die Liebe des Kartografen auch seine Hinwendung zur Nation. Es geht in den Produkten der Kartografen also auch um die im Medium der kartografischen Visualisierung und Reflexion in Begleitmemoires nachvollziehbare Abgrenzung gegenüber Teilen der außereuropäischen Welt bzw. um ihre Aneignung für Europa. Karten wie Kartografie sind damit als Instrumente europäischer Selbstvergewisserung im globalen Zeitalter zu deuten. Allen diesen Fragen und Zusammenhängen wird der Vortrag von Prof. Dr. Iris Schröder nachgehen.
Iris Schröder ist Historikerin und Romanistin. Sie wurde 2013 als Professorin für Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts an das Historische Seminar und das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt berufen.