Qalamos geht online – ein neues Portal für die Präsentation der orientalischen Handschriften der Forschungsbibliothek Gotha

/ Juni 7, 2022

Am 28. Juni 2022 geht das Portal „Qalamos: Connecting Manuscript Traditions“ online. Der neue Verbundkatalog gewährt Zugang zu Informationen von über 55.000 Handschriften und Blockdrucken aus asiatischen und afrikanischen Schrifttraditionen. Die Forschungsbibliothek Gotha ist Kooperationspartnerin dieses Projektes, das unter dem Titel „Orient Digital“1https://www.uni-erfurt.de/forschungsbibliothek-gotha/forschung/projekte/erschliessung-und-erforschung. von der DFG gefördert wird.

Qalamos ist eine Weiterentwicklung des MyCoRe-Systems, das bereits für die Online-Katalogisierung von Handschriften in Berlin, Gotha und Leipzig genutzt wurde. Es umfasst die Bestände dieser Bibliotheken sowie viele neue Katalogisate aus derzeit 22 Sammlungen in Deutschland und einer in Österreich. Mit dem Launch von Qalamos sind auch Metadaten zur orientalischen Handschriftensammlung der Forschungsbibliothek Gotha bequem online verfügbar und durchsuchbar.

Das Portal revolutioniert die Informationsversorgung zu afrikanischen und asiatischen Handschriften in Sprachen wie Arabisch, Osmanisch-Türkisch und Persisch. Die mühsame und häufig zufallsgesteuerte Suche in verstreuten Handschriftenkatalogen hat so ein Ende. Das Portal verspricht der blühenden Forschung zu diesen Handschriftentraditionen neue Impulse zu geben und Nutzerinnen und Nutzern die Arbeit zu erleichtern.

Abb.: „Portal Qalamos: Connecting Manuscript Traditions” – Launch am 28. Juni 2022

Die Forschungsbibliothek Gotha bringt in Qalamos ungefähr 3.400 arabische, osmanische und persische Handschriften ein. Sie besitzt den drittgrößten Bestand an orientalischen Handschriften in Deutschland. Die Geschichte der Gothaer Sammlung lässt sich bis in die Zeit der Gründung der Bibliothek im 17. Jahrhundert zurückverfolgen: im Jahr 1664 erhielt Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (1601–1675, reg. 1640–1675) eine Handschrift mit einem in osmanischer Sprache verfassten Maṯnawī-Gedicht (Ms. orient. T 218), die ursprünglich bei militärischen Auseinandersetzungen mit den Osmanen erbeutet wurde. Die Sammlung wuchs im folgenden Jahrhundert um einige Dutzend Handschriften an. Überregionale Bedeutung erlangte sie insbesondere Anfang des 19. Jahrhunderts, als der Gelehrte und Orientreisende Ulrich Jasper Seetzen (1767–1811) auf seinen Reisen im Osmanischen Reich und auf der Arabischen Halbinsel im Auftrag von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804, reg. 1772–1804) und dessen Sohn August (1772–1822, reg. 1804–1822) knapp 2.700 Handschriften erwarb.

Die Erschließung der Gothaer Handschriften reicht in das 19. Jahrhundert zurück. Nach dem sprunghaften Anwachsen der Sammlung sichtete als erster der Orientalist Johann Heinrich Möller (1792–1867) die damals 965 Handschriften und erfasste sie in einem lateinischen Katalog. Im Jahr 1855 nahm der Indologe und Philologe Wilhelm Pertsch (1832–1899) seine Arbeit in der Herzoglichen Bibliothek auf, die er bis 1883 leitete. Pertsch verzeichnete die Sammlung orientalischer Handschriften entsprechend der darin verwendeten Sprachen Arabisch, Persisch und Osmanisch-Türkisch, geordnet nach Sachgebieten in insgesamt acht Bänden. Der Katalog war ein Meilenstein der Erschließung orientalischer Handschriften. Jüngere Erwerbungen sind verzeichnet in Florian Sobierojs Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland, Bd. 37, Teil 5 (Stuttgart: Steiner, 2001).

Das Portal Qalamos ermöglicht nun Nutzenden einen möglichst barrierefreien digitalen Zugang zu Metadaten von über 55.000 Handschriften mit über 63.000 Texten – darunter Handschriften der Forschungsbibliothek – und gewährt vielfältige Möglichkeiten zur Filterung von Suchergebnissen. Gestützt auf Normdaten macht es Informationen zum Inhalt oder der Geschichte von Handschriften gebündelt zugänglich und vernetzt sie deutschlandweit (z.B. ca. 7.000 Personendatensätze). Nutzerinnen und Nutzer haben weiterhin nicht nur Zugang zu Digitalisaten einer Vielzahl von Katalogen, sondern können auch über Links bereits existierende Digitalisate von Handschriften in den Digitalen Sammlungen unkompliziert lokalisieren.

Der Launch von Qalamos wird mit einer Abendveranstaltung und einer dreitägigen Konferenz an der Staatsbibliothek zu Berlin gefeiert. Das Programm und Informationen zur Anmeldung bis zum 21. Juni finden Sie hier.

Wenn Sie Näheres über Qalamos erfahren möchten, besuchen Sie das Blog des DFG-Projekts Orient-Digital „Alte Kataloge in neuem Gewand“

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