„Cultural Heritage in Cyberspace“ – Deutsch-ägyptisches DAAD-Projekt erfolgreich beendet

/ März 21, 2023

Am 12. Februar 2023 fand in Kairo die feierliche Eröffnung eines Digitisation Lab sowie die Unterzeichnung des binationalen Masterstudienprogramms „Digital Epigraphic Heritage“ (DEPH) zwischen der Ayn Shams Universität und der Universität Marburg statt. Dies markierte den Abschluss des erfolgreichen Projekts „Cultural Heritage in Cyberspace: Education. Preser-vation. Access“.

Neben dem Projektleiter Prof. Dr. Albrecht Fuess von der Philipps-Universität Marburg gehörten auch Vertreterinnen der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt zur deutschen Delegation. Vom 10. bis 14. Februar 2023 kamen sie mit den Projektpartnern der Fakultät für Archäologie der Ayn Shams Universität zusammen, um sich über die Prozesse rund um die Etablierung des Digitisation Lab auszutauschen und die nächsten Schritte in der Kooperation vorzubereiten. Das Masterprogramm wird 2024 aufgenommen und soll den Studierenden Kenntnisse über den Umgang mit materieller Kultur im digitalen Zeitalter und den damit verbundenen Forschungsfragen vermitteln. Das Digitisation Lab, in dem die Digitalisierung der historischen Sammlungen der Fakultät aufgenommen wird, soll zugleich ein wichtiger Baustein im Masterstudiengang sein.

Abb. 1: Projektpartner*innen mit Vertreter*innen der Universitätsleitung sowie der Botschaften der Partnerländer am 12. Februar 2023, Ayn Shams Universität in Kairo

Am Ende des erfolgreichen deutsch-ägyptischen Projekts, das seit Frühjahr 2021 durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert wurde, stehen somit konkrete Arbeitsergebnisse für eine weitere enge Zusammenarbeit. Das Projekt diente der Etablierung und Festigung einer sogenannten deutsch-ägyptischen Fortschrittspartnerschaft und zielte auf die Schaffung eines binationalen akademischen Netzwerks ab. Dabei sollte eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen deutschen und ägyptischen wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen auf dem Gebiet der Bewahrung des kulturellen Erbes u.a. durch Digitalisierungsprojekte, Formate der Nachwuchsförderung, des Expertenaustauschs, der gemeinsamen Wissensproduktion und Kulturvermittlung aufgebaut werden.

Beteiligte Institutionen waren auf deutscher Seite – neben der Forschungsbibliothek Gotha und der Philipps-Universität Marburg – die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, die Staatsbibliothek zu Berlin – die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Universität Hamburg, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und der an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt angesiedelte Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien mit der Middle East Virtual Library (MENALIB). Auf ägyptischer Seite wa-ren die Ägyptische Nationalbibliothek (Dār al-Kutub), die Universität Kairo, die Ayn Shams Universität und das ägyptische Kulturministerium beteiligt. Weitere wissenschaftliche Institute und Bildungseinrichtungen waren affiliiert.

Die Forschungsbibliothek Gotha war eine wichtige Partnerin bei der Zusammenarbeit zwischen ägyptischen und deutschen Bildungseinrichtungen – sie bewahrt die drittgrößte Sammlung orientalischer Handschriften in Deutschland, darunter mehr als 1.600 Handschriften, die der Gelehrte und Reisende Ulrich Jasper Seetzen im frühen 19. Jahrhundert in Kairo sammelte. Die Forschungsbibliothek ist weiterhin beteiligt an verschiedenen Projekten im Bereich der Digital Humanities, wie etwa an der Entwicklung des Webportals Qalamos im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts zum Aufbau eines Verbundkatalogs „Orient Digital“. Kooperationen bestehen auch zu anderen Projekten mit DH-Komponenten, zum Beispiel der Bibliotheca Arabica. Das an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften angesiedelte Projekt widmet sich der Erforschung der arabischsprachigen Literaturen.

Die Einführung des Digitisation Lab in Kairo schließt an die intensiven Austauschtreffen und Workshops im Rahmen von „Cultural Heritage in Cyberspace an“, die vor Ort in Deutschland, Ägypten oder auch pandemiebedingt online umgesetzt worden sind:

Auftakt der deutsch-ägyptischen Zusammenarbeit bildete der Besuch einer hochrangigen ägyp-tischen Delegation in der Forschungsbibliothek im Mai 2019. Im Februar 2020 folgte in Kairo der Egyptian-German Workshop on Libraries and Manuscripts und im Dezember desselben Jahres ein Online-Workshop, der sich Digitalisierungstechniken und Software widmete. Diesen Veranstaltungen schloss sich im November 2021 in Kairo der deutsch-ägyptische Workshop Cyberspace and Visions for the Future of Cultural Heritage: Needs, Prospect, and Action an, an dem auch Mitarbeiter*innen der Forschungsbibliothek Gotha teilnahmen. Im Mai 2022 besuchte wiederum eine ägyptische Delegation von der Ayn Shams Universität die Forschungsbibliothek, um die Sammlungen und Arbeitsschwerpunkte der deutschen Kooperationspartner vertieft kennenzulernen und weitere Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.

Abb. 2: Projektpartner*innen im Austausch über orientalische Handschriften und Digitalisierung in der Forschungsbibliothek Gotha, Mai 2022

Die Forschungsbibliothek beteiligte sich zudem an der im Projekt vorgesehenen Nachwuchsförderung. Einer der Höhepunkte der Zusammenarbeit in diesem Bereich war die im Juli 2022 an der Forschungsbibliothek durchgeführte Summer School From Paper to Portals: The Conservation and Digitization of Oriental Manuscripts, die sich speziell an deutsche und ägyptische Studierende und Doktorand*innen richtete.

Abb. 3: Summer School in der Forschungsbibliothek Gotha, Juli 2022

Teil des Projekts war zudem ein Praktikantenprogramm, das ägyptische Stipendiat*innen in verschiedene deutsche Einrichtungen mit orientalischen Handschriften führte. So konnte Rania Elghopashy (Fayoum Universität) im Rahmen eines einmonatigen Praktikums bei „Cultural Heritage in Cyberspace“ die Forschungsbibliothek Gotha besuchen. Auf der Basis der orientalischen Sammlung konnte sie so ihre stadthistorischen Forschungen zur ägyptischen Hafenstadt Damietta fortsetzen, sich mit dem Anlegen von Metadaten zu orientalischen Handschriften vertraut machen und Einblicke in die Restaurierung von Handschriften erhalten.

Insgesamt zieht die Forschungsbibliothek eine überaus positive Bilanz: Die Bibliothek konnte im Rahmen des Projekts ihre nationalen und internationalen Kooperationen im Bereich der Digitalisierung von Kulturerbe weiter ausbauen und verstetigen. Zudem hat das Projekt dazu bei-getragen, neue Forschungsperspektiven an die orientalischen Handschriften heranzutragen und diese mit der internationalen Scientific Community weiter zu vernetzen.

Hendrikje Carius, Feras Krimsti

Hendrikje Carius ist promovierte Historikerin, Leiterin der Abteilung Benutzung und Digitale Bibliothek sowie stellvertretende Direktorin der Forschungsbibliothek Gotha

Feras Krimsti ist promovierter Historiker und wissenschaftlicher Referent für die orientalische Handschriftensammlung an der Forschungsbibliothek Gotha.

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