Projekt Migration

/ Februar 2, 2024

Ein Bericht über das Gothaer Bibliotheksstipendium 2023

Nachdem im Jahr 2022 die Grundlagen für die Arbeit des literarischen Projekts „Migration“ gelegt und bereits einige Veranstaltungen durchgeführt wurden, erwies sich das Jahr 2023 als äußerst produktiv für das Projekt. Die ursprüngliche Idee des Projekts entstand in enger Zusammenarbeit mit der Band Mischpoke, mit dem Ziel, einfühlsame Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen zu fördern. Mischpoke realisierte mit finanzieller Unterstützung von „Neustart Kultur“ das umfangreiche Multimedia-Projekt „displaced“, indem sie nicht nur Musik aufführten, sondern auch Filme präsentierten, Installationen durchführten und fünf meiner kurzen Stücke auf die Bühne brachten. Diese Erfahrung war äußerst bereichernd, insbesondere durch das positive Feedback während der Aufführungen. Infolgedessen beschloss ich, meine Tätigkeit weiterzuführen und zusätzliche kurze Stücke im gleichen Stil der Ein-Personen-Dramen zu verfassen, die ich unter dem Titel „Migration“ zusammenführe.

Mit dem Erhalt des Gothaer Stipendiums trat meine Sammlung in eine neue Phase. Nachdem ich von den Briefen deutscher Einwanderer in Amerika im 19. und 20. Jahrhundert erfahren hatte, entstand die Idee, Migration nicht nur als soziale Herausforderung, sondern als modernes Thema zu betrachten. Statt den Migranten zum Gegenstand eines Kunstwerks zu machen, sollte die Migration selbst das Thema sein. Daher habe ich einen Antrag auf Nutzung des einmonatigen Bibliotheksstipendiums gestellt, um ein Theaterstück basierend auf den Briefen deutscher Einwanderer in Amerika zu dieser Sammlung hinzuzufügen. Dies trägt zweifellos dazu bei, die gesamte Sammlung zu bereichern. Glücklicherweise wurde dieser Antrag angenommen, und im September 2023 wurde das Projekt während eines einmonatigen Aufenthalts im Gothaer Forschungszentrum durchgeführt.

Ein besonders positiver Aspekt dieses Aufenthalts waren die enge Begegnung und der Meinungsaustausch mit den Leitern und Verantwortlichen dieses Stipendiums. Dies führte dazu, dass das Projekt über die ursprünglichen Ziele hinausging und sich die Beteiligten auf die Produktion und Aufführung eines Theaters in einem kooperativen Engagement einigte. Das Theaterstück mit dem Titel „Amerika ist nicht so groß!“ ist ein halbdokumentarisches Zwei-Personen-Stück, das auf Informationen und Persönlichkeiten aus den Briefen in der Gothaer Forschungsbibliothek basiert. Einige Dialoge und alle Informationen des Stücks wurden direkt aus den Briefen entnommen, um eine authentische Erzählung aus dem Leben mutiger Migranten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu schaffen. Das Theaterstück wird Ende April auf der Bühne in Gotha und Erfurt aufgeführt werden.

Maryam Goudarzi

Maryam Goudarzi wurde am ersten Tag des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak in einem kleinen Dorf im Iran geboren. Bereits in ihrer Kindheit hegte sie den Traum, Schriftstellerin zu werden. Während ihrer Schulzeit nahm sie an Wettbewerben teil und erzielte einige Erfolge. Bald darauf veröffentlichte sie Erzählungen in renommierten Zeitschriften, obwohl ihre professionelle Laufbahn als Autorin und Journalistin erst nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums in persischer Literatur begann. Als Journalistin verfasste sie währenddessen Artikel und Buchbesprechungen. Zudem führte sie Interviews mit Autoren für verschiedene Printmedien. Ab 2010, als viele Printmedien aus politischen Gründen schließen mussten, wandte sie sich dem Schreiben von Hörspielen zu. Dies setzte sie fort, trotz der Herausforderungen, bis sie im Jahr 2021 nach Deutschland auswanderte. Hier startete sie ihre erste berufliche Erfahrung in Deutschland mit einer Sammlung von kurzen Theaterstücken unter dem Titel „Migration“, dass das immer noch läuft und nach Abschluss veröffentlichen werde.

Im September 2023 hielt sie sich für einen Monat im Rahmen des seit 2021 vergebenen Bibliotheksstipendiums in Gotha auf. Das Stipendium eröffnet Autorinnen und Autoren aller literarischen Gattungen die Gelegenheit, in den Beständen der Forschungsbibliothek zu recherchieren. Das einmonatige Stipendium wird in Kooperation der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen, des Freundeskreises der Forschungsbibliothek Gotha e.V., des Forschungszentrums Gotha sowie der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. vergeben.

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