Privatexemplar der Bibel von Paul Eber entdeckt

/ März 23, 2015

Titelblatt der „Eber-Bibel“ (FBG, Theol. 2° 23/7. © Universität Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha)

Titelblatt der „Eber-Bibel“ (FBG, Theol. 2° 23/7. © Universität Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha)

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt hat das persönliche Exemplar der Bibel des Wittenberger Reformators Paul Eber (1511–1569) entdeckt. „Dies ist ein weiterer wunderbarer Fund, der belegt, dass die Sammlungen der Forschungsbibliothek Gotha zur Reformationsgeschichte von herausragender Bedeutung sind“, erklärt Dr. Kathrin Paasch, die Leiterin der Forschungsbibliothek.

Entdeckt hat die Bibel mit den zahlreichen markanten Einträgen von Paul Eber der wissenschaftliche Mitarbeiter und Experte für Reformationsgeschichte der Forschungsbibliothek, Dr. Daniel Gehrt. Auf der Suche nach gedruckten deutschen Bibelübersetzungen mit Holzschnitten von Lucas Cranach für die am 29. März 2015 beginnende Ausstellung „Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation“ der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha war er auf die 1541 gedruckte Bibel gestoßen. Sie enthält eine von Lucas Cranach d.J. (1515–1586) erarbeitete Neufassung des Motivs „Verdammnis und Erlösung“, das der Vater Lucas Cranach d.Ä. (1472–1553) im Jahr 1529 in seinem berühmten Gemälde zum ersten Mal umgesetzt hatte. Es versinnbildlicht Luthers zentrale Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein durch den Glauben an die Erlösung durch das Werk Jesu Christi.

Mit handschriftlichen Einträgen Paul Ebers bedeckte Seite seiner persönlichen Bibel

Mit handschriftlichen Einträgen Paul Ebers bedeckte Seite seiner persönlichen Bibel

Der Theologe Paul Eber wurde nach dem Tod Philipp Melanchthons 1560 die zentrale Figur des Wittenberger Wirkungskreises und wichtiger theologischer und kirchenpolitischer Ratgeber für zahlreiche lutherische Höfe und Städte in Mitteleuropa. Er wirkte für einen breiten theologischen Konsens innerhalb des Luthertums.

Die Bibel diente Eber bei seiner Andacht und bei seinen vielfältigen theologischen Studien. Er trug, sagt Daniel Gehrt, Sprüche und Anweisungen für eine vertiefende Lektüre der Bibel ein. Die zahllosen Einträge – fast ausnahmslos in Latein – sind eher von ordnender als interpretierender Natur. Paul Eber unterstrich zentrale Textstellen und notierte das jeweilige Thema am Rande. Für die ersten historischen Bücher des Alten Testaments und für das gesamte Neue Testament fasste Eber zudem am unteren Rand die Inhalte der einzelnen Kapitel zusammen. Die Aufarbeitung erinnert an die damals gängige Praxis, deutsche Predigten auf der Grundlage von lateinischen Konzepten mit eingefügten Bibelzitaten aus der Lutherübersetzung zu halten.

Ebers persönliche Bibel erweitert nun den Nachlass von mehr als 1.000 Briefen und zahlreichen akademischen und kirchenpolitischen Dokumenten, der in der Forschungsbibliothek Gotha aufbewahrt wird und der vor Kurzem mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft online erschlossen werden konnte.

Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Sascha Salatowsky
+49 361 737-5562
sascha.salatowsky(at)uni-erfurt.de

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