“Wie am Himmel, so auf Erden” – eine Einführung in die “Himmelsspektakel”-Ausstellung in Gotha

/ April 14, 2015

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Freundeskreis der

Titelkupfer aus Keplers „Rudolphinischen Tafeln“. FBG, Math. 2° 50/2. © Universität Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha

Titelkupfer aus Keplers „Rudolphinischen Tafeln“. FBG, Math. 2° 50/2. © Universität Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha

Forschungsbibliothek Gotha e.V. laden am Mittwoch, 15. April, zum öffentlichen Vortrag „Wie am Himmel, so auf Erden – Galilei, Kepler und die Vereinheitlichung des physikalisch-astronomischen Weltbildes“ von Prof. Dr. Karl-Heinz Lotze (Friedrich-Schiller-Universität Jena) ein. Der Vortrag beginnt um 18.15 Uhr im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein und ist als Einführung in die Ausstellung „Himmelspektakel. Astronomie im Protestantismus der Frühen Neuzeit “ konzipiert, die noch bis zum 21. Juni zu sehen ist.

Das 16. und 17. Jahrhundert waren aufregende Zeiten für die Astronomie. Es entsprach dem kosmologischen Zeitgeist dieser Epoche, dass nicht nur die Objekte am Himmel und auf der Erde als ihrer Natur nach völlig verschieden angesehen wurden, sondern auch die Theorien, mit deren Hilfe man deren Bewegung beschrieb. In dem „Wunderjahr“ 1609 veröffentlichte Johannes Kepler die ersten beiden seiner Gesetze der Planetenbewegung und stellte zum ersten Mal die Frage nach der dynamischen Ursache dieser Bewegung. Galileo Galilei richtete erstmals sein Fernrohr auf den Himmel. Beide waren Anhänger der Copernicanischen Lehre. Sie glaubten mit Nicolaus Copernicus, dass die Annahme, die Sonne stehe im Mittelpunkt der Welt und die Erde bewege sich mit den Planeten gemeinsam um die Sonne, mehr sei als nur die Beschreibung von Bewegungen, sondern dass es sich „wirklich“ so verhalte.

Bei der Etablierung dieser Idee waren Einfachheit und Harmonie des Weltmodells sowie die Einzigartigkeit der lichtspendenden Sonne die überzeugendsten Argumente. Auch Beobachtungen von Kometen und „Neuen Sternen“, der Sonnenflecken, Mondlandschaften und Jupitermonde mittels des neu erfundenen Fernrohrs stärkten die Überzeugungskraft der Copernicanischen Lehre und waren Meilensteine auf dem Weg zu einer Vereinheitlichung des physikalisch-astronomischen Weltbildes. Vor deren Vollendung durch Newton in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts musste jedoch erst noch die Mathematik vom Himmel auf die Erde geholt werden. Dies gelang wiederum Galilei, weil er den Mut hatte, bei der Beschreibung der Wirklichkeit auf Teile derselben zu verzichten.

Der Referent Karl-Heinz Lotze, aus Suhl gebürtig, studierte von 1969 bis 1973 Physik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1977 erfolgte dort die Promotion und 1989 die Habilitation auf dem Gebiet der Theoretischen Physik. 2000 wurde er zum außerplanmäßigen Professor für Physik, Astronomie und deren Didaktik ernannt. Er ist seit vielen Jahren Leiter der Arbeitsgruppe „Didaktik der Physik und Astronomie“ an der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Studiendekan.

Der Vortrag findet im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha statt. Vor dem Vortrag wird um 17 Uhr eine Sonderführung durch die Ausstellung mit den Kuratoren angeboten. 

Share this Post