Tagung: Veit Ludwig von Seckendorff
Politik, Gelehrsamkeit und Adel im 17. Jahrhundert
Call for Paper zur interdisziplinären Tagung
Veranstalter: Forschungsbibliothek Gotha
Veranstaltungsort: Gotha, Schloss Friedenstein
Leitung: Dr. cand. Jacob Schilling
Zeit: 01. – 03. März 2023
Einsendeschluss: 18. März 2022
Der Gelehrte und Staatsmann Veit Ludwig von Seckendorff (1626*1692) gilt als einer der wichtigsten Exponenten der Gelehrtenrepublik zwischen Dreißigjährigem Krieg, Pietismus und beginnender Aufklärung. Er wird als Begründer der modernen, wissenschaftlich fundierten Verwaltungslehre angesehen und zählt zu den bedeutendsten Vertretern der christlichen Staatstheorie sowie der protestantischen Kirchengeschichte.
Seit seiner Jugend in unterschiedlichen Funktionen am Gothaer Hof, wechselte Seckendorff 1664 an die Verwaltungsspitze von Sachsen-Zeitz, bis er sich Ende 1681 nach Meuselwitz zurückzog. Hier widmete er sich dem Ausbau seiner Gutsherrschaft und blieb zugleich als Direktor der Landstände des Fürstentums Altenburg der Politik verbunden. Kurz vor seinem Tod wurde er zum Gründungskanzler der Universität Halle ernannt.
In seinen Büchern und zahlreichen Gutachten befasste sich Seckendorff mit Geschichte, Philosophie, Bildungsfragen, Politik- und Verwaltungslehre, dem Natur- und Völkerrecht, aber auch mit Oratorik. Sein Buch über den „Fürsten-Stat“ (1656) und der „Commentarius de Historia Lutheranismi“ (1688/1692) wurden bis weit in das 18. Jahrhundert neu herausgegeben und in mehrere Sprachen übersetzt.
Die Forschung hat bislang vor allem das gedruckte Werk Seckendorffs berücksichtigt, aber seine jahrzehntelange praktische Arbeit in fürstlichen Diensten ebenso wie seinen umfangreichen handschriftlichen Nachlass mit einer Fülle von Dokumenten zu Leben und Wirken weitgehend vernachlässigt.
Diese Lebenszeugnisse und seine umfangreiche politische, diplomatische, gelehrte, aber auch private Korrespondenz sind heute auf über 30 Archive und Bibliotheken in der Bundesrepublik und auch im Ausland verstreut. Die etwa 7800 Dokumente werden seit 2020 im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts in der Forschungsbibliothek Gotha erschlossen und bis Ende 2022 sukzessive im Verbundkatalog Kalliope verzeichnet. 1Nachlass Veit Ludwig von Seckendorff:https://kalliope-verbund.info/DE-611-BF-76744
Schon jetzt deutet sich an dem neu erschlossenen Material an, dass das bisherige Bild von Seckendorffs Leben und Wirken auf der Basis der einmaligen Quellenüberlieferung einer grundlegenden Weitung und Ergänzung bedarf sowie in Teilen auch zu korrigieren ist. So sind der Privatmann, dessen Familie sowie der umfangreiche Gutsbesitz noch völlig unerforscht, obwohl die Quellen hierzu besonders umfangreich sind. Auch sein Verhältnis zum Pietismus sowie seine Verwaltungstätigkeit für verschiedene Fürsten werden nun sehr viel greifbarer. Gleiches gilt auch für seine gelehrte Tätigkeit, die sich in zahlreichen Manuskripten niederschlägt. Die umfassende und komparatistische Erforschung des Werks und der Person Seckendorffs ist somit ein dringendes Desiderat.
Diese Erforschung soll durch diese interdisziplinär ausgerichtete Tagung wichtige Impulse erhalten. Mit Vorträgen aus den Bereichen der Geschichtswissenschaft, der Theologie und Kirchengeschichte, der Philologie, der Buch- und Bibliothekswissenschaft soll Veit Ludwig von Seckendorff in der Gesamtheit seiner Rollen und Wirkungsbereiche als Gelehrter, Politiker und Adliger untersucht sowie vergleichend in der Gelehrtenrepublik des 17. Jahrhunderts kontextualisiert werden.
In Vorbereitung der Tagung findet am 28.04.2022 im kleineren Rahmen an der Forschungsbibliothek Gotha ein Netzwerktreffen statt, in dem ausgehend von Veit Ludwig von Seckendorff Karriereverläufe von Gelehrten um 1700 anhand von Fallbeispielen diskutiert werden.
Für die Tagung sind Sektionen zu den verschiedenen Wirkungsbereichen Seckendorffs vorgesehen. Dabei können – von der Person Seckendorffs ausgehend – mit ihm in Beziehung stehende, sowohl vergleichbare als auch kontrastierende Beispiele ihre Berücksichtigung finden:
- Hof, Politik und Verwaltung
- Gelehrtenrepublik
- Konfessionelle Kontroversen des 17. Jhdts., Pietismus
- Reichsritterschaft und landsässiger Adel im Alten Reich
- Seckendorffs Wahrnehmung durch seine Zeitgenossen, vor allem auch im Ausland, sowie Rezeption seiner Person und seines Werks in späterer Zeit
Zur Bewerbung wird um einen Arbeitstitel für einen Vortrag (30 Minuten)
bis zum 18. März 2022 an Jacob Schilling gebeten.
Kontakt: Jacob Schilling (Forschungsbibliothek Gotha), wissenschaftlicher Bearbeiter des Projekts „Erschließung der Korrespondenz und der Lebenszeugnisse Veit Ludwig von Seckendorffs“
Die Reisekosten der Referentinnen und Referenten werden gemäß dem Thüringer Reisekostengesetz übernommen.