Wohl älteste Münzgeschichte Sachsens in Gotha entdeckt
Es sah zunächst ganz unscheinbar aus. Als Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, das lateinische Manuskript über die „Historiae Saxoniae … Veritas“ in der Forschungsbibliothek Gotha entdeckte, war nicht klar, von wann es stammte und ob es je veröffentlicht worden war. Mulsow begann mit umfangreichen Forschungen und erlebte eine Überraschung: „Ich konnte zeigen, dass diese Schrift des Gothaer Numismatikers Christian Schlegel von 1696 stammt und bisher völlig unbekannt war, aber als die erste Geschichte des mittelalterlichen Sachsen gelten muss, die auf Münzen basiert geschrieben worden ist. Für die sächsische Geschichte ist das ein sensationeller Fund.“
Schlegel war Fachmann für sogenannte Brakteaten, dünne Blechmünzen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Zuvor waren sie unbeachtet geblieben, doch um 1700 herum begann man sie zu erforschen – Schlegel war einer der Pioniere. „Und er erkannte als Erster“, erläutert Mulsow, „dass man die legendendurchzogene Geschichte Sachsens auf besserer wissenschaftlicher Grundlage schreiben kann, wenn man nicht nur Texte, sondern Objekte hinzuzieht – in diesem Fall Münzen.“ Mulsow konnte überdies zeigen, welche Münzen Schlegel benutzt hatte. Sie gehörten dem Dresdener Minister Friedrich Adolph von Haugwitz, der 1697 gestürzt wurde. „Deshalb konnte Schlegels Publikation nicht mehr realisiert werden und auch die Druckplatten mit den Abbildungen blieben unbenutzt.“ Und so fiel das druckfertige Manuskript in einen „Dornröschenschlaf“, aus dem es erst jetzt erwacht ist. Prof. Dr. Martin Mulsow möchte den Text nun editieren.