Kreative Impulse für Forster-Zeichnungen auf dem 3D-Hackathon
„Creating New Dimensions“

/ Oktober 27, 2022

Kulturhackathons bringen seit etlichen Jahren Bibliotheken, Archive, Forschungsinstitutionen und Museen mit Entwickler*innen und Designer*innen zusammen, um neue digitale Anwendungen auf der Basis von frei verfügbaren Kulturdaten zu entwickeln. Sie ermöglichen völlig neue Perspektiven auf Objekte und Sammlungen, setzen Impulse für innovative Neukontextualisierungen der Daten und bieten den beteiligten Akteurinnen und Akteuren interdisziplinären Austausch und neue Vernetzungen.

Abb. 1: Interaktiver Postkarteneditor, https://postcard-editor.solsarratea.world/.

Die Forschungsbibliothek Gotha hat sich daher bereits mit ihren Sammlungen an verschiedenen Kulturhackathons beteiligt. So auch am gerade ausgetragenen ersten 3D-Hackathon, bei dem kreative, experimentelle 3D-Anwendungen aus Kulturdaten entstehen sollten. Dazu beigetragen hat die Bibliothek mit einem Datenset aus den Zeichnungen Georg Forsters von der zweiten Weltumseglung von James Cook (1772–1775) sowie einen unvollendeten Marsglobus von Hellmuth Wolf aus der Sammlung Perthes.

Der Hackathon wurde als erster Cross-NFDI-Hackathon von zwei Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur – NFDI4Culture und NFDI4Biodiversity – zusammen mit dem 3D-Digitalisierungsnetzwerk AG3D veranstaltet. Er begann Ende September 2022 mit einem Kick-Off in der Staatsbibliothek zu Berlin. Nach einem vierwöchigen Sprint wurden im Finale am 24. Oktober 2022 im Naturkundemuseum Berlin die Projekte vorgestellt und die Preise verliehen.

Abb. 2: Ausschnitt aus der Achtsamkeits-App „no hyperbole“, https://hackdash.org/projects/63317d316d202d739f69ce27

Beide Datensets der Forschungsbibliothek wurden von Entwicklergruppen für die Arbeit an ihren Prototypen genutzt. Mit THESE COVER the SEE haben Sol Sarratea und John Woitkowitz einen interaktiven 3D-Postkarteneditor entwickelt. Damit können aus den Forster-Zeichnungen Postkarten mit beliebig vielen Farb-Layern erstellt werden. Diese Kreationen können dann in ein virtuelles Meer überführt und dort zusammen mit Karten anderer Besucherinnen und Besucher erkundet werden. Diese wunderbar kreative Idee, aus den Zeichnungen neue Kunstwerke zu schaffen, hat den Preis für die größte Gestaltungsfreiheit erhalten.

Einen ganz anderen Weg geht no hyperbole: Die Web App von Adrian Kulik, Weronika Tadla und Tfurca Marcin Tymków nutzt die Forster-Zeichnungen, um die Spielerinnen und Spieler zu entspannen. Um sich als Vogel in einem digitalen 3D-Raum zu bewegen, wird nichts weiter als die eigene Stimme benötigt (zur Demo).

Abb. 3: Sida Pannosa in der AR-Anwendung „Botanical journey“, https://botanical-journey.glitch.me/.

Das Projekt „Botanical journey“ hat zwei inhaltlich passende Sammlungen zusammengeführt: die Forster-Zeichnungen sowie Georg Schweinfurths botanische Zeichnungen aus dem Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin. Die Augmented-Reality-Anwendung schickt die Nutzerinnen und Nutzer auf eine botanische Reise und lässt sie Pflanzen für ein eigenes Pflanzenjournal entdecken. Die beiden Entwicklerinnen Sabrina Mögelin und Katja Rempel haben aufgrund der Ausgereiftheit ihres Spiels den Preis „ready to go“ erhalten.

Die Forster-Zeichnungen sind neben zahlreichen anderen Datensets auch Bestandteil einer interaktiven Reise durch eine Ausstellung geworden. Cultural Discoveries von Hanjo Tim Fritzsch und Fabian Schmiedel hat aufgrund der genutzten Datenvielfalt den Preis für die größte Vielfalt an verwendeten Datensets erhalten.

Abb. 4: Vollendeter Marsglobus von Hellmuth Wolf, https://www.lingeo.eu/blog/nfdi-mars/.

Weiteres Entwicklungspotenzial gibt es auch für den vollendeten Marsglobus – einem Projekt, dem sich Anna Greger und Thomas von der Linden gewidmet haben. Unter dem Titel Our orange planet: ist aus den Globussegmenten ein 3D-Marsglobus mit Annotationsmöglichkeiten entstanden.

Fünf weitere interessante Projekte mit Daten zahlreicher anderer beteiligter GLAM-Einrichtungen wurden entwickelt, die alle im Hackdash erkundet werden können. Insgesamt haben die Prototypen das große Nachnutzungspotenzial der Daten sichtbar gemacht, auch und gerade in der kreativen Vernetzung mit anderen Objekten und Sammlungen. Der 3D-Hackathon bot zudem vielfältige Inspirationen und einen fruchtbaren Austausch über die unterschiedlichen Erfahrungswelten und Disziplinen hinweg.

Hendrikje Carius

Hendrikje Carius ist promovierte Historikerin, Leiterin der Abteilung Benutzung und Digitale Bibliothek sowie stellvertretende Direktorin der Forschungsbibliothek Gotha

Links zum Weiterlesen und -schauen

Projekte mit den Forster-Zeichnungen und dem Mars-Globus

  • THESE COVER the SEE: Postkarten in einem interaktiven 3D-Editor erstellen und in einem virtuellen Meer erkunden
  • Botanical journey: Auf eine botanische Reise in AR gehen und Pflanzen für ein Pflanzenjournal entdecken
  • no hyperbole: Die Stimme nutzen, um sich als Vogel in einem digitalen 3D-Raum zu bewegen.
  • Cultural Discoveries: interaktive Reise durch eine Ausstellung von digitalen Modellen aus verschiedensten Fachbereichen in Form einer Windows-App // Videotour – ab 17:11 min. Forster-Zeichnungen
  • Our orange planet: 3D-Marsglobus mit Annotationen

Weitere Informationen zum 3D-Hackathon

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